Hannah Köppel
FAMILIENAUFSTELLUNG, 2004
Sabine Teubner MBaye macht uns mit ihrer Kunst Staunen.
So fremd erscheint sie dem Betrachter auch so nah und direkt.
Woher kommt diese eigentümliche Gleichzeitigkeit von Vertrautheit und irritierender Fremdheit? Da sind vor allem die bildhaften, länglichen Objektbilder, die auf ganz besondere Weise farbigen Stoffcollagen mit all ihrer leuchtenden Vielfarbigkeit – leicht übermalt und die reliefhafte Sprache, die Bildflächen miteinander verbindet.
Die Aufstellung eigenständiger nebeneinander – und doch miteinander verschmelzender Bildwelten lassen den Betrachter andere Lebenswelten erahnen. Sowohl die Intensität als auch die Identität der Ausdrucksmedien machen ein gutes Stück der Besonderheit ihrer Arbeit aus. Ohne die Bildhauerei Teubner MBayes und ohne ihr zeitweiliges Leben im Senegal gäbe es die farbkräftigen, ganz außergewöhnlichen Collagen nicht.
Was jedoch dem Rezipient die Werke der Künstlerin mehr vertraut als fremd macht, ist der Gang hinein ins Bild, der ihm das Gefühl von Bekanntheit vermittelt. Und damit wird der Betrachter von der Kunst verzaubert, so wie es die Kunst tun sollte, die uns aus dem uralten Reich der Magie und Beschwörung erwuchs. Sie ist ein Instrument sich die Fremdheit der Welt ganz unmittelbar vertraut zu machen, ohne ihre Fremdheit zu beschädigen.
Die Bildwelten Teubner MBayes helfen zu erkennen, dass die Wirklichkeit nicht nur aus Alltagsrealitäten besteht, dass die Kunst an Geheimnisse rührt, an Urängste und Urfreuden erinnert. Sie ermöglicht dem Betrachter den Blick unserer von kulturellen Zwängen befreiten Ausdruckskraft und Erkenntnismöglichkeiten. Sie fördert das Wiederherstellen eines anschaulichen Erlebnisberichtes von ungetrübter alles umfassender Weltwahrnehmung.
Familienaufstellung nennt die Künstlerin einige der 2004 entstandenen Arbeiten. In kraftvoller Formsprache übersetzt sie mit bildhaften Zeichen die notwendigen Lebensdinge der Alltagswelt. Ganz unterschiedliche leuchtende Stoffe, geschnitten oder gerissen, werden auf- und nebeneinander gesetzt und übermalt, danach die einzelnen Flächen zueinander gestellt. Was hier noch als Muster eines Stoffes gedeutet werden mag ist gleichzeitig eine Form der Abstraktion des Raumes als auch eine verwandelte Darstellung vernetzter figurativer Beziehungen.
Diese künstlerische Haltung Teubner MBayes kommt allerdings in aller Magie nicht pathetisch einher, sonder steht fröhlich, aber nicht unbeschwert, allenfalls entrückt in einem stillen, zeitlosen Raum voller Leichtigkeit. Das technischkünstlerische
Verfahren, nach dem diese Collagen entstanden sind, ist ein übergreifendes bildnerisches Prinzip. In ihnen spiegelt sich eine Weltsicht, die das Leben feiert,von
der Ganzheitlichkeit des Lebens weiß, ohne die Probleme der globalisierten Welt außer Acht zu lassen.
Die Kunstwerke von Sabine Teubner MBaye sind die Boten dieser Erkenntnis, uns zu erinnern. Geheimnisvoll verschlüsselt erzählen sie uns vom Fest des Lebens.
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